1. Allgemeines
1.1 Privatklinik Lauterbacher Mühle
Die »Lauterbacher Mühle« ist eine Privatklinik in privater Trägerschaft. Die medizinischen Versorgungsbereiche umfassen zum einen die Anschlussheilbehandlung bzw. stationäre Weiterbehandlung sowie auch eine akut-stationäre Behandlung in den Bereichen Kardiologie, Innere Medizin und Psychosomatik. Die Klinik ist nach § 30 der Gewerbeordnung konzessioniert, verfügt über einen Versorgungsvertrag nach § 111 SGB V (nur Kardiologie) und erfüllt die Beihilfevorschriften. Zudem erfüllt die Klinik die Voraussetzungen nach § 107 SGB V Abs. 1 und Abs. 2. Durch den Verband der PKV sind wir nach § 4 Abs. 5 MB/KK in den Status 2A eingestuft. Die Klinik verfügt über 80 Patientenzimmer.
Die Privatklinik Lauterbacher Mühle steht fachlich-medizinisch unter ständiger ärztlicher Leitung und verfügt über umfassende, ihrem Versorgungsauftrag entsprechende diagnostische und therapeutische Möglichkeiten. Die medizinische Arbeit in allen genannten Bereichen erfolgt nach Evidenz-basierten wissenschaftlich anerkannten Methoden. Das Team umfasst neben den leitenden klinischen Ärzten im Weiteren ärztliche und psychologische Psychotherapeuten, Pflege-, Funktions- und medizinisch-technisches Personal sowie Sport- und Physiotherapeuten, Atem- und Entspannungstherapeuten, Kunsttherapeuten, Laboranten und Diätassistenten in einem integrativen Betreuungskonzept.
1.2 Personelle Voraussetzungen
Die medizinische Versorgung & Betreuung (24/7) wird gewährleistet durch:
- 6 Leitende Fachärzte im Kollegialsystem:
- Dr. med. Sebastian Schmieder (Internist, Kardiologie, Psychotherapie in Ausbildung)
- Dr. med. Felix Schmuck (Internist, Kardiologie, Sozialmedizin)
- Dr. med. Magnus Schraudolph (Internist, Kardiologie, Psychotherapie)
- Dr. med. Rainer Schrepf (Internist, Kardiologie)
- Prof. Dr. med. Dirk Sibbing (Internist, Kardiologie, Angiologie)
- Dr. med. Beate Unruh (Psychosomatische Medizin, Psychotherapie)
Psychosomatik und Psychotherapie:
- 4 Psychotherapeuten (psychologische / ärztliche Psychotherapeuten)
- Dr. med. Barbara Fuchs (Praktische Ärztin, Psychotherapie)
- Dr. med. Barbara Kordes (Praktische Ärztin, Psychotherapie)
- Dipl. Psych. Irit Fiedler-Oppenheim (Psychologische Psychotherapeutin)
- Dipl. Psych. Claudia Sigl (Psychologische Psychotherapeutin)
Balint-Gruppe sowie Gruppen-Supervision - Dr. med. Bruno Schröder (Psychosomatische Medizin, Psychotherapie)
- Konsiliardienste / -ärzte folgender Fachbereiche:
- Psychiatrie/Neurologie
- Schmerztherapie / Akupunktur
- Angiologie
- Herz-(Chirurgie)
- Diabetologie
- HNO
- Orthopädie/Physikalische Medizin
- Physikalische und Rehabilitative Medizin
- Urologie
- 22 Examinierte Pflegefachkräfte (24/7)
- 1 Rettungsassistentin
- 1 Pflegehilfskraft
- 1 Stationssekretariat
- 10 Medizinische Fachangestellte / exam. Pflegekräfte (Labor, Funktionsdiagnostik)
- 15 Sport- und Physiotherapeuten, Krankengymnasten
- 10 Masseure und med. Bademeister
- 5 Atem- und Entspannungstherapeuten
- 7 Kunsttherapeuten/Künstler
- 5 Diätassistenten, Diätköche, Diabetesassistenten
- Ergotherapeuten und Logopäden (In Kooperation)
1.3 Strukturelle Voraussetzungen
Ausstattung für die apparative und laborchemische Akut-Diagnostik vor Ort:
- Drei voll-ausgestattete Intensiv-Überwachungseinheiten mit Beatmungsmöglichkeit
- Telemetrieüberwachung
- Defibrillatoren und externe Schrittmacher
- Beatmungsgeräte
- Perfusoren
- Infusiomaten
- Ruhe-EKG
- Belastungs-EKG
- Schrittmacher- und ICD-Kontrollen einschließlich biventrikulärer Systeme aller gängigen Hersteller (Routinekontrollen sowie Akutdiagnostik)
- 3D-Echokardiographie zur optimierten Programmierung von Resynchronisationssystemen
- Programmierte Elektrostimulation zur Terminierung von Herzrhythmusstörungen
- Langzeit-EKG mit Herzfrequenzvariabilitätsanalyse ST-Streckenanalyse, bedarfsweise 12-Kanal-Ableitung mit einer maximalen Überwachungsdauer von 96-Std.
- Langzeit-Blutdruckmessung (24h)
- Fahrradergometrie
- Spirometrie
- Spiro-Ergometrie (Leistungsdiagnostik, Erstellung von Trainingsplänen)
- Stress-Echokardiographie
- 2D und 3D-Echokardiographie einschließlich Farbdopplersonographie
- Transösophageale Echokardiographie (TEE)
- farbcodierte Duplex- und Dopplersonographie (hirnversorgende Gefäße, periphere Gefäße)
- Schlafapnoe-Screening
- Abdomensonographie
- Weichteilsonographie
- Vaskuläre Diagnostik und Sonographie inkl. Halsgefäße
- Schwimmtelemetrie
- Sportphysiologische Leistungsdiagnostik (Laktatbestimmung)
- Optimierte Programmierung von Resynchronisationssystemen
- Elektrokardioversionen
Klinisch-chemisches & hämatologisches Labor (tagesaktuelle Ergebnisse):
- Labor-Akutdiagnostik 24h* (Qualitätssicherung nach RiliBÄK):
- Akutdiagnostik vor Ort inkl. kardiovaskulärer Biomarker
- Kleines Blutbild*
- Entzündungsparameter (CRP, PCT)*
- Herzenzyme (Trop I, CK MB, NTproBNP)*
- Thrombose/Embolieausschluss (D-Dimer)*
- Nierenwerte (Kreatinen, Harnstoff)*
- Elektrolyte (Kalium, Natrium, ionisiertes Calcium)*
- Blutgasanalyse*
- Urinstix (Combur 9, Micraltest)*
- Mikroskopie des Urinsediments
- Schnelltest: Norovirus, Clostridien, Hämorepair*, Influenza*, Covid-19*
- INR-Messung*
- Thrombozytenaggregationsmessung via Multiplate
Ferner verfügt die Klinik über folgende Einrichtungen:
- 38 Funktions- & Therapieräume für:
- Massage/Physikalische Therapie
- Krankengymnastik
- Sporttherapie
- Entspannungstherapie
- Atemtherapie
- Psychotherapie
- Ernährungs- und Diabetesberatung
- Medizinische Fußpflege
- computergestützte Fahrradergometeranlage mit 8 Plätzen sowie einem Laufbandplatz
- Kunsttherapie mit Malatelier (Gruppen- und Einzeltherapie), Werkstatt für Keramik, Musiktherapien und Stimmerfahrung im Musikhaus, biographische Schreibwerkstatt und Fotostudio (Sensitivitätstraining)
- Medical-SPA-Bereich mit:
- Saunen
- Tepidarium
- Infrarotkabine
- Bewegungsbad
- Ruheräumen
- Muskelaufbautraining mit Kraft- und Ausdauergeräten (zwei räumlich getrennte Bereiche für sporttherapeutisch geleitete Gruppentherapien und für freies Training)
- Fitnessraum
- Schwimmbad
- Schwimmtelemetrie (simultane EKG-Aufzeichnung)
2. Therapieplan und therapeutische Leistungen
Arzt und Patient legen gemeinsam einen auf dem Leistungsstand basierenden, individuellen Therapieplan fest. Im Laufe der Behandlung wird dieser Therapieplan im Dialog mit dem Patienten und dem interdisziplinären Team und unter Berücksichtigung der Entwicklung des Patienten kontinuierlich angepasst und ausgebaut.
Therapeutische Leistungen
Bezeichnung I | Involvierte Therapeuten | Therapieziele |
---|---|---|
Ergometertraining |
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Postoperative Aufbautherapie in 3 Stufen |
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Gymnastik in 3 Leistungsgruppen
(„Body in Balance“) |
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Krankengymnastische Einzeltherapie |
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Manuelle Therapie |
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Physiotherapie im Bewegungsbad |
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Muskelaufbautraining
(an/mit Krafttrainingsgeräten) |
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Schwimmen / Schwimmtelemetrie |
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Terraintraining
(mit Elementen aus Nordic Walking, Radfahren, Rudern) |
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|
Bezeichnung I | Involvierte Therapeuten | Therapieziele |
---|---|---|
Psychotherapie als Einzel- und Gruppentherapie / Akuttherapie (individuelle Abstimmung und bedarfsadaptierte Frequenz der Therapien) |
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Atemtherapie |
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Autogenes Training |
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Yoga (Yin / regenerativ) |
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Tai Chi und Qi Gong |
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Involvierte Therapeuten | Therapieziele | |
---|---|---|
|
|
Bezeichnung I | Involvierte Therapeuten | Therapieziele |
---|---|---|
Massagen (u. a. Bindegewebsmassage, Teilmassage, Akupressur, Reflexzonenmassage, Wirbel-säulenmassage, Colonmassage inkl. Wärme) |
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Lymphdrainage |
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Elektrotherapie |
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Ultraschall |
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Infrarot |
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Sauna |
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Kältetherapie |
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Wärmetherapie |
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Craniosacrale Therapie |
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Bezeichnung I | Involvierte Therapeuten | Therapieziele |
---|---|---|
Kunsttherapeutische Gruppe |
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Malen |
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Töpfern |
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Musiktherapie |
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Schreibwerkstatt |
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Fotografie |
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Bezeichnung I | Involvierte Therapeuten | Therapieziele |
---|---|---|
Diabetesberatung und strukturierte Schulung |
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INR-Selbstmessung |
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Blutdruckselbstmessung |
|
|
Ernährungsberatung |
|
|
Lehrküche praktisch |
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Schulungsbuffet / Schulung am Frühstücksbuffet |
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Nachsorge und Einzelschulungen von Patienten mit Herzunterstützungssystemen (VAD) und mit Defibrillatorweste (LifeVest) |
|
Bezeichnung I | Involvierte Therapeuten | Therapieziele |
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Vortrag – Herz-Sport – Bewegtes Leben |
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Bezeichnung I | Involvierte Therapeuten | Therapieziele |
---|---|---|
„Cholesterin – Was ist das?“ |
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„Wie kommt die Angst ins Herz?“ |
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|
Ursachen, Diagnostik und Therapie der Herzinsuffizienz |
|
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Blutverdünnung bei Koronarer Herzerkrankung |
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Herzkammerrhythmusstörungen und ihre Therapie |
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Herzklappenerkrankung |
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Vorhofflimmern - Beispiel einer Herzrhythmusstörung, gesundheitliche Risiken und Behandlungsmöglichkeiten |
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Bezeichnung I | Involvierte Therapeuten | Therapieziele |
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Individuelle pflegerische Anleitung |
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Wundmanagement |
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|
Patientenpflege im Überwachungszimmer |
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- I.
- Vgl. KTL – Klassifikation therapeutischer Leistungen in der medizinischen Rehabilitation
3. Diagnostik
3.1. Allgemeine und indikationsbezogene Diagnostik
Ein wichtiger Aspekt der Diagnostik ist die konsequente Sichtung der Vorbefunde. Ggf. müssen nach entsprechender Entbindung von der Schweigepflicht seitens des Patienten weitere Befunde eingeholt werden. In der ärztlichen Aufnahme werden alle Vorbefunde zusammengetragen, besprochen und fehlende Untersuchungen angeordnet. Hierbei werden insbesondere alle Vorbefunde des letzten Jahres, Vorbefunde zu den Hauptbeschwerden sowie psychosomatisch/psychiatrische Vorbefunde einbezogen.
Die Aufnahmediagnostik umfasst folgende Elemente:
Somato-medizinische Diagnostik:
Am Anreisetag wird bei allen Patienten ein körperlicher Aufnahmebefund erhoben. Therapeutische Maßnahmen, die sich aus dieser Untersuchung ableiten, werden an den Bezugstherapeuten weitergeleitet. Darüber hinaus können neben dem Routinelabor und EKG weitere Untersuchungen wie Langzeit-EKG, 24-Stunden-Blutdruckuntersuchungen, Fahrradergometrie, Spirometrie, Sonographie der Bauchorgane und der Schilddrüse, Farbdoppler und Duplexsonographie der zentralen und peripheren Gefäße, Röntgen und EEG veranlasst werden. Außerdem können konsiliarische fachärztliche Untersuchungen in allen Fachbereichen veranlasst werden.
Psychodiagnostik:
In der psychosomatischen Abteilung werden bei allen Patienten in einem ausführlichen Aufnahmegespräch von den Bezugstherapeuten der psychische Befund und die Verhaltensanalyse erhoben.
3.2. Behandelbare Erkrankungen im Rahmen der Akutbehandlung und poststationären Therapie / Anschlussheilbehandlung (ICD-10)
-
Krankheiten des Kreislaufsystems (I00-I99)
- I05-I09 Chronische rheumatische Herzkrankheiten
- I10-I15 Hypertonie [Hochdruckkrankheit]
- I20-I25 Ischämische Herzkrankheiten
- I26-I28 Pulmonale Herzkrankheit und Krankheiten des Lungenkreislaufes
- I30-I52 Sonstige Formen der Herzkrankheit
- I60-I69 Zerebrovaskuläre Krankheiten
- I70-I79 Krankheiten der Arterien, Arteriolen und Kapillaren
- I80-I89 Krankheiten der Venen, der Lymphgefäße und der Lymphknoten, anderenorts nicht klassifiziert
- I95-I99 Sonstige und nicht näher bezeichnete Krankheiten des Kreislaufsystems
-
Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)
-
Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes
- M79.7 Fibromyalgie
-
Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen (Z00-Z99)
-
Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)
- E00-E07 Krankheiten der Schilddrüse
- E10-E14 Diabetes mellitus
- E15-E16 Sonstige Störungen der Blutglukose-Regulation und der inneren Sekretion des Pankreas
- E20-E35 Krankheiten sonstiger endokriner Drüsen
- E40-E46 Mangelernährung
- E50-E64 Sonstige alimentäre Mangelzustände
- E65-E68 Adipositas und sonstige Überernährung
- E70-E90 Stoffwechselstörungen
-
Psychische und Verhaltensstörungen
- F06.3 Depression nach Infektionskrankheit, Exogene Depression
- F32.0 Leichte reaktive Depression
- F32.1 Mittelgradige reaktive Depression
- F32.9 Erschöpfungsdepression
- F33.0 Rezidivierende leichte Episode einer reaktiven Depression
- F33.1 Rezidivierende mittelgradige Episode einer reaktiven Depression
- F41.2 Ängstliche Depression
- F43.2 Anpassungsstörungen
- F45.2 Herzangst, Herzangstsyndrom
- F48.0 Psychovegetative Erschöpfung
- I50.9 Kardiale Erschöpfung
- Z56.0 Berufsbedingte Anpassungsstörungen
- Z60.0 Soziale Anpassungsstörungen
- Z63.0 Eheliche Anpassungsstörungen
- Z73.0 Burn-out Erschöpfung
-
Sonstige Krankheiten
- G93.3 G Chronisches Müdigkeitssyndrom
- U09.9 G Post-COVID-19-Zustand, nicht näher bezeichnet
Kontraindikationen (nach individueller Fallsichtung):
- Akute oder latente Suizidalität
- Psychosen
- schwere stoffgebundene Abhängigkeit
- gravierende hirnorganische Schädigung
- Intelligenzminderung mit gravierender Beeinträchtigung der kognitiven und emotionalen Einsichts- und Introspektionsfähigkeit
- Mittelschwere und schwere Essstörungen
- Signifikante Einschränkung bei Mobilität und Selbständigkeit
- Pflegefall mit Pflegestufe
4. Therapeutisches Konzept – Kardiologie
4.1. Therapiekonzept
Das Therapiekonzept sowohl für akut-stationäre als auch für geplant-elektive Fälle basiert auf der eingehenden kardiologisch-internistischen klinisch-apparativen Untersuchung und fachärztlichen Beurteilung. Grundlage der ärztlichen Beratung ist eine sogenannte „Sprechende Medizin“, mit ausführlicher Erörterung der medizinischen Zusammenhänge und Krankheitsbilder und regelmäßigen verbalen Intervention. Das Behandlungskonzept setzt sich aus mehreren Bestandteilen zusammen (multimodale Therapie) und wird individuell auf den einzelnen Patienten abgestimmt, um die krankheitsauslösenden Ursachen und Risikofaktoren nachhaltig zu erkennen und zu reduzieren. Wichtige Behandlungsziele auf dem Weg zur möglichst vollständigen Teilhabe betreffen u. a. die Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit, die Reduktion von Schmerzen und die Behandlung von Schlafstörungen und eine psychokardiologische Therapie (siehe psychosomatischer Bereich). Weitere Therapieziele bestehen in der beruflichen und sozialen Wiedereingliederung.
Im Rahmen der umfangreichen ärztlichen Aufklärung und Beratung (v.a. im mehrfach wöchentlich stattfindenden direkten Arztgespräch aber auch durch themenspezifische Vorträge und Patientenseminare) werden den Patienten umfangreiche Kenntnisse über ihre Erkrankungen, deren Ursachen, Folgen und Heilungsmöglichkeiten vermittelt. Ziel ist ferner eine möglichst nachhaltige Lebensstilmodifikation.
Bestandteile des Therapieprogramms:
- Ärztliche Betreuung
- Psychotherapie
- Atem- und Entspannungstherapie
- Sport- und Bewegungstherapie
- Physio- und Physikalische Therapie
- Kunst- und Gestaltungstherapie
- Diätetik und Ernährungsberatung
- Gesundheits- und Patientenschulung
4.2. Schädigung von Körperfunktion und –strukturen
Herzerkrankungen und die damit verbundenen Organschädigungen führen zu vielfältigen Symptomen und Einschränkungen, u. a.:
- Atemnot bei Belastung und/oder in Ruhe
- Leistungsminderung und Müdigkeit, Abgeschlagenheit
- Angina pectoris bei Belastung und/oder in Ruhe
- Arrhythmien (Palpitationen, Herzrasen)
- Postkardiotomiesyndrom
- Ödemneigung
- Schwindel
- Synkopen
- Appetitlosigkeit und Übelkeit
- Operationsbedingte Störungen und Symptome (Einschränkung der Beweglichkeit, Sensibilitätsstörungen, Schmerzen, und passageres hirnorganisches Psychosyndrom, sog. „Durchgangssyndrom“)
- Infektionen
- Einschränkung der mentalen Funktion (kognitive Defizite)
- Psychische Störungen und Angst, Depression
4.3. Beeinträchtigung von Aktivitäten und Teilhabe
Als Folge einer Herzerkrankung kommt es zu verschiedenen Beeinträchtigungen von Aktivität und Teilhabe:
- Einschränkungen bei der Selbstversorgung bzw. Führung eines eigenen Haushaltes bis hin zur Pflegebedürftigkeit
- Beeinträchtigung bei der Ausübung des Berufes, häufige bzw. längere Arbeitsunfähigkeit, Umschulung, Versetzung, Frühberentung aufgrund von Erwerbsunfähigkeit, Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes
- Einschränkung bei der Freizeitgestaltung (Einschränkungen bei sportlicher Betätigung, bei der Teilnahme am kulturellen Leben etc.) bis hin zur Aufgabe sportlicher, kultureller u. a. sozialer Aktivitäten
- Notwendige Umstellung von Lebensgewohnheiten u.a. mit regelmäßiger Medikamenteneinnahme und Arztbesuchen, sowie notwendiger Umstellung von Ernährungsgewohnheiten
- Soziale Isolation infolge physischer und psychischer Unfähigkeit am Gemeinschaftsleben teilzunehmen, gesellschaftlicher Rückzug, kleiner werdender Freundes-und Bekanntenkreis
- Auftreten von Partnerschafts-/Eheproblemen
- Störungen der Sexualfunktion (u. a. durch psychische Belastung, und Medikamente)
- Verlust der Fahrerlaubnis
- Entwicklung von psychischen Problemen (u.a. Antriebsschwäche, Krankheitsängste, mangelndes Selbstwertgefühl, Phobien, Depression), Einschränkung der psychischen Belastbarkeit
4.4. Behandlungsziel
Unsere stationäre Behandlung umfasst einen ganzheitlichen Ansatz, der über Erkennen, Behandeln, und Heilen einer Krankheit hinausgeht. Um diesem ganzheitlichen Ansatz gerecht zu werden, bedarf es einer engen Zusammenarbeit aller Fachkräfte nach den Prinzipien der Interdisziplinarität und der Teamarbeit. Auf der Grundlage der internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) hat die stationäre Weiterbehandlung bzw. Anschlussheilbehandlungen folgende Hauptzielsetzungen:
- Wiederherstellung und Erhaltung der Selbstständigkeit und Selbstversorgung,
- Erhalt bzw. Verbesserung der Lebensqualität,
- Erhalt der Arbeitsfähigkeit,
- Reduktion des Risikos von Folgeereignissen wie RE-Infarkt, RE-Hospitalisationen, vorzeitiger Tod oder Invalidität.
Im Detail können durch das multimodale Behandlungskonzept weitere unmittelbare sowie längerfristige Ziele erreicht werden:
- Verbesserung des Wissens über die zugrundeliegende Erkrankung und über Möglichkeiten, den Verlauf der Erkrankung zu beeinflussen
- Lebensstilmodifikationen, u. a. Ernährungsumstellung, Beginn einer nachhaltigen Gewichtsreduktion, Raucherentwöhnung, Ausarbeitung eines längerfristigen gesundheitsfördernden Konzeptes
- Blutdruckeinstellung, Senkung der Blutfette, Einstellung des Blutzuckerspiegels bei Diabetikern
- Verminderung und Beseitigung von assoziierten Symptomen (z.B. therapierefraktären Angina pectoris-Beschwerden, Herzrhythmusstörungen, Schwindel, Schmerzen)
- Verbesserung der Lungenfunktion
- Rekompensation einer Herzinsuffizienz
- Verbesserung der neuromuskulären Funktion
- Erlernen einer adäquaten körperlichen Belastung (Ausdauertraining)
- Verbesserung der physischen Leistungsfähigkeit
- Psychische Stabilisierung und Bewältigung mit Verminderung von Ängsten und Depression, Verbesserung des Selbstwertgefühls
- Verhinderung bzw. Verzögerung der Progression der zugrundeliegenden Herzerkrankung (Prognoseverbesserung)
- Erhöhung der Lebensqualität
- Berufliche Wiedereingliederung
4.5. Notfallmanagement
Im medizinischen Notfall kann eine professionelle Intensivüberwachung gewährleistet werden. Bei notwendigen Verlegungen besteht eine langjährige Verbindung zu den umliegenden Kliniken in Murnau, Weilheim, Tutzing, Starnberg, Penzberg und München. Für psychiatrische Notfälle die zuständige Bezirksklinik in Agatharied bzw. nach individuellen Absprachen mit den Patienten (z.B. Psychiatrie Garmisch-Partenkirchen). Ein Hubschrauberlandeplatz ist vorhanden.
5. Therapeutisches Konzept - Psychosomatik
5.1. Therapiekonzept
Das Therapiekonzept für akut-stationäre und geplant-elektive Patienten basiert auf der eingehenden kardiologisch-internistischen Untersuchung, um eine organische Ursache der psychischen Symptomatik auszuschließen. Grundlage des psychotherapeutischen Konzeptes ist die Gesprächstherapie in psychotherapeutischen Einzelgesprächen (ggf. unter Einbeziehung des Partners) und Gruppentherapien. Die Psychotherapie wird von ärztlichen bzw. psychologischen Psychotherapeuten, Ärzten und Psychologen mit Zusatzbezeichnung Psychotherapie durchgeführt. Die Behandlung findet tiefenpsychologisch fundiert oder als Verhaltenstherapie statt. Bedarfsweise erfolgt eine konsiliarische Begutachtung und/oder Mitbehandlung durch einen Neurologen/Psychiater sowie eine eingehende Untersuchung und Therapieplanerstellung der muskuloskelettalen Begleitbeschwerden durch einen Facharzt für Physikalische Medizin.
Da es sich bei der psychosomatischen Therapie um eine prozesshafte Umstimmungstherapie handelt, ist in der Regel ein stationärer Aufenthalt von vier bis sechs Wochen medizinisch notwendig.
Die psychosomatische Behandlung besteht zudem aus dem Anwenden und Erlernen von Körperwahrnehmungs- und Entspannungstechniken:
- Atemtherapie
- Autogenes Training
- Entspannungstraining
- Yoga
- Meditation
- Qi Gong
- Tai Chi
Die Therapien werden sowohl einzeln als auch in der Gruppe angeboten.
Spezifische psychosomatische ressourcenorientierte Therapie:
- Psychotherapeutische Einzelgespräche (auch mit Einbeziehung der Lebenspartner)
- Psychotherapeutische Gruppe
- Kunsttherapeutische Gruppen- und Einzeltherapie:
- Töpfern
- Malen
- Musiktherapien
- Stimmerfahrung
- Biographische Schreibwerkstatt
- Fotografie
Zur Behandlung der bei Erschöpfungssyndrom häufig auftretenden muskuloskelettalen Beschwerden, einschließlich Fibromyalgie-Syndrom, wird eine umfassende physikalisch medizinische Therapie angeboten:
- Krankengymnastik
- Manuelle Therapie
- Wirbelsäulentherapie
- Ultraschalltherapie
- Taping
- Reflexzonenmassage
- Colonmassage
- Bindegewebsmassage
- Bewegungsbad
- Teilmassage mit Wärmebehandlung
- Craniosacrale Therapie
Sowohl zur Beeinflussung depressiver Stimmungslagen wie zur Wiedererarbeitung der körperlichen Leistungsfähigkeit erfolgt ein strukturiertes sportphysiologisch überwachtes Bewegungsprogramm mit:
- Ergometertraining
- Terraintraining (Nordic Walking, Radfahren)
- Gymnastik in 3 Leistungsgruppen
- Ausdauertraining
- Muskelaufbautraining
Zur Unterstützung der Selbstkompetenz durch Entwöhnung von digitalen Medien gilt im gesamten Gelände ein Handyverbot (außer im Patientenzimmer).
5.2. Schädigung von Körperfunktion und –strukturen
Psychosomatische Erkrankungen bzw. Störungen führen zu vielfältigen Symptomen und Einschränkungen, wobei Schädigungen der Körperfunktionen und -strukturen (einschließlich psychischer Funktionen) unter anderem in folgenden Bereichen zu berücksichtigen sind:
- Dimensionen der Persönlichkeit (zum Beispiel mangelnde psychische Stabilität, gestörtes Vertrauen)
- Emotionale Funktionen (zum Beispiel Störung der affektiven Kontrolle, depressive Verstimmung)
- Funktionen der psychischen Energie und des Antriebs (zum Beispiel mangelnde Impulskontrolle)
- Funktionen der Selbstwahrnehmung (zum Beispiel Störung des Körperbildes, mangelnde Selbstakzeptanz)
- Höhere kognitive Leistungen (zum Beispiel Störungen des Einsichtsvermögens; Störung des Zeitmanagements)
- Denkfunktionen (zum Beispiel Zwangsgedanken und Aufmerksamkeitsfunktionen, Konzentrationsstörungen)
- Körperfunktionen (zum Beispiel als Somatisierungsstörung oder als primär somatische Störung)
- Schlaffunktionen (zum Beispiel gestörter Schlafrhythmus)
- Psychomotorische Funktionen
5.3. Beeinträchtigung von Aktivitäten und Teilhabe
Als Folge einer psychosomatischen Erkrankung bzw. Störung (einschließlich psychischer Funktionen) kommt es zu verschiedenen Beeinträchtigungen von Aktivität und Teilhabe:
- Alltägliches Verhalten (zum Beispiel Familie, Beruf, Freizeit)
- Psychische Belastbarkeit (zum Beispiel Schwierigkeiten im Umgang mit Anforderungen des Alltags)
- Interpersonelle Beziehungen und Interaktionen (zum Beispiel Störungen bei der Aufnahme und Aufrechterhaltung von Beziehungen)
- Problemlösefähigkeit und Entscheidungsfindung
- Umstellung (zum Beispiel auf neue Berufssituation) und Anpassungsfähigkeit
- Krankheitsbewältigung
- Physische Unabhängigkeit
- Psychische Unabhängigkeit
- Soziale Integration/Reintegration
- Wirtschaftliche Eigenständigkeit
5.4. Behandlungsziel
Ziel der Therapie ist die Fokussierung zugrundeliegender Konfliktfelder unter Analyse der Persönlichkeitsanteile, die am Konflikt beteiligt sind, sowie die auf dieser Erkenntnis basierende Erarbeitung von Bewältigungsstrategien, so dass die Symptomatik beseitigt oder zumindest deutlich gelindert ist. Je nach Verlauf werden zusammen mit dem Patienten die weiteren ambulanten Maßnahmen vorbereitet (Psychotherapie, Körpertherapie).
5.5. Notfallmanagement
Bei psychischen Krisen erfolgt eine Behandlung durch den betreuenden Arzt oder Psychotherapeuten. Bei Krisen, die eine Verlegung erfordern (z.B. Suizidalkrisen), erfolgt entsprechend der sektionalen Vorgaben, die Verlegung in die zuständige Psychiatrie, in diesem Fall Klinikum Agatharied bzw. nach Absprache mit dem Patienten in die vorbehandelnde oder bevorzugte Klinik.